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Weg mit den "Felgenbrechern"

Aktualisiert: 6. März 2021

Stadt tauscht im Zuge des Radverkehrskonzepts Fahrradständer aus – Kosten: rund 40 000 Euro

Beliebig viele Einzelstücke des Kappa Light Gronard können in einer Reihe im Boden verschraubt werden. Zu sehen ist dieses Modell bereits an der sehr beliebten Radstation am Stadtplatz.

Pfarrkirchen. Um das Radfahren in der Kreisstadt deutlich bequemer und sicherer zu machen, hat der Stadtrat vor gut einem Jahr ein Radverkehrskonzept verabschiedet. Es beinhaltet insgesamt 59 Verbesserungsmaßnahmen, die nach und nach umgesetzt werden sollen. In der jüngsten Sitzung hat sich der Stadtplanungs- und Wirtschaftsförderungsausschuss mit dem Thema beschäftigt. Es ging um neue Fahrradständer, die im gesamten Stadtgebiet die bisherigen "Felgenbrecher" ersetzen sollen. Ein nicht unwesentlicher Mosaikstein im Maßnahmenkatalog. Schließlich erhöhen auch moderne Abstellmöglichkeiten die Bereitschaft, das Fahrrad zu nutzen. Und zu den entscheidenden Zielsetzungen des Konzepts zählt schließlich die Förderung des Radverkehrs. Stellungnahmen der Straßenbehörden sind da

Bevor das Gremium aber bei diesem Detail in medias res ging, hatte Bürgermeister Wolfgang Beißmann noch eine gute Nachricht in Sachen Radverkehrskonzept parat. "Die Stellungnahmen der übergeordneten Straßenbehörden sind im Rathaus eingetroffen. Es ist ein ausführliches Werk, wir werden es aufbereiten und noch in der Juli-Sitzung des Stadtrats alles genau vorstellen."

Das Modell Arreta verfügt über sechs aneinandergereihte Stellplätze. Es ist zum Beispiel am Marienplatz vorgesehen.

Zum Hintergrund: Schon seit geraumer Zeit brennt dieses Thema auf den Nägeln, mehrere Anfragen zum Sachstand beim Radverkehrskonzept hatte es schon in den verschiedenen Gremien der Stadt gegeben. Es dreht sich schließlich um den entscheidenden Punkt: Sind die von der Stadt gewünschten Maßnahmen auf den überörtlichen Straßen, die also nicht in der Baulast der Kommune stehen, durchführbar? Wie bewerten die zuständigen Stellen beim Freistaat und Landkreis das Ansinnen, den bisher auf den Straßen Pfarrkirchens eher vernachlässigten Radfahrern den ihnen zustehenden Raum als gleichberechtigte Partner von Autofahrern und Fußgängern zu verschaffen?

Wie in einer Garage kann man bis zu sechs Bikes künftig in der Pedalo Radbox am Bahnhof deponieren.

Denn die Stoßrichtung des Konzepts ist mit durchaus einschneidenden Veränderungen verbunden. Sowohl die Nord-Süd-Achse (Arnstorfer Straße, Dr.-Bayer-Straße, Bahnhofstraße, Ringstraße) als auch die Ost-West-Achse (Eggenfeldener Straße, Lindner-straße, Stadtplatz, Passauer Straße) zählen zum Netz von Freistaat oder Landkreis. Gerade hier aber soll mit durchgängiger Temporeduzierung auf 30 km/h, Anbringen von Schutzstreifen auf den Fahrbahnen oder den Bau von zwei Mini-Kreisverkehren der Weg für Radfahrer erleichtert werden. Man darf also gespannt sein, wie die zuständigen Behörden auf die Ideen aus der Kreisstadt reagieren werden.


Soll auf großen Abstellflächen wie am Erlebnisbad installiert werden: Das beidseitig nutzbare Parksystem 4622 XBF der Firma WSM bietet zwölf Plätze und kann beliebig oft nebeneinander platziert werden.

Vier verschiedene Modelle ausgewählt

In der Sitzung befasste sich der Ausschuss aber vorwiegend mit den neuen Fahrradständern, welche an den im Radverkehrskonzept dargestellten Standorten die bisherigen "Felgenbrecher" ersetzen sollen. Bürgermeister Beißmann betonte, dass eine einheitliche Lösung angestrebt werde, individuell angepasst an die Rahmenbedingungen, denn: "Auch Fahrradständer sind prägend für das Stadtbild und können die Attraktivität Pfarrkirchens für Radfahrer steigern."


Die Einzelheiten erläuterte Stefan Lang, Leiter des Stadtbauamts, dem Gremium. Er erklärte, dass heuer im Haushalt für die Anschaffung ein Gesamtposten von 40000 Euro angesetzt sei: "An diese Summe werden wir herankommen." Das Programm, das er präsentierte, sieht verschiedene Modelle vor, abhängig vom Standort in der Innenstadt oder im Außenbereich. Als zusätzlichen wichtigen Faktor nannte Lang den Bedarf, also wie viele Plätze eine Anlage haben soll.

Zudem wies er auf einen weiteren wichtigen Punkt hin: "Alle Modelle müssen ADFC-konform sein." Dies bedeutet, dass sie auf der Empfehlungsliste des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs stehen, der bundesweit die Interessen der Radfahrer vertritt. Demnach müssen Ständer bequem und sicher sein, generell Schäden, z.B. durch Umfallen, am Fahrrad verhindern, das Absperren ermöglichen und Passanten vor Verletzungsgefahr schützen. Von Seiten der Stadt achte man außerdem auf eine nachhaltige Lösung, so Lang: "Alle ausgewählten Varianten sind nicht pulverbeschichtet, sondern aus extra behandeltem Edelstahl, so dass es keine Abschläge geben kann."

Laut Lang sei an den Radabstellanlagen am Pavillon beim Bahnhof, am Hans-Reiffenstuel-Haus und in der Inneren Simbacher Straße der Kappa Light Gronard vorgesehen – ein Einzelständer, der pro Stück rund 110 Euro kostet. In der Bahnhofstraße und am Marienplatz ist der Arreta Gronard (sechs Stellplätze) zum Preis von 1350 Euro geplant. Bei den großen Anlagen am Erlebnisbad (138 Stellplätze), an der Blumenhöhe (56) und am Schulzentrum (30) ist das Parksystem 4622 XBF der Firma WSM angedacht. Es kostet 1650 Euro, bietet beidseitig insgesamt zwölf Plätze und kann beliebig oft aneinander gereiht werden.


Radbox mit "Einzelgaragen"

Ein Besonderheit schlug Stefan Lang für den Bahnhof vor. Dort könnte man eine komplett aus Metall bestehende Pedalo Radbox aufstellen, die über sechs abschließbare "Einzelgaragen" verfügt. Angesichts der teuren Pedelecs und E-Bikes sei dies sicher für Pendler und Radtouristen ein sehr attraktives Angebot. Angesichts der hohen Anschaffungskosten von rund 15000 Euro fragte Josef Hofbauer (CSU), ob man hier eine Münzbezahlung anstrebe. "Das ist technisch möglich, die Entscheidung, ob es aus Attraktivitätsgründen kostenlos angeboten wird, muss aber der Stadtrat fällen", antwortete Lang.


Aus den Reihen des Gremiums kamen mehrere Anfragen zu anderen Standorten wie Grundschule, Stadthalle, Rottauen oder den Kinderspielplätzen. Dazu Lang: "Zunächst werden an den im Radverkehrskonzept dargestellten Standorten ADFC-konforme Radständer aufgestellt. Weitere werden bezüglich eines Austauschs geprüft."

Grundsätzlich als gute Sache bezeichnete Tobias Hanig (Grüne) den eingeschlagenen Weg. Allerdings könnten in seinen Augen die Radparkplätze schöner gestaltet werden. "Ein Bankerl daneben, ein Dach darüber. Könnte der Bauhof nicht ein eigenes Modell schaffen, eine eigene Pfarrkirchner Marke?" Da gebe es Probleme mit der Zertifizierung, entgegnete Bürgermeister Beißmann. Die ADFC-Norm sei zwingend vorgegeben, um an Fördergelder aus dem Topf der Klimaschutzinitiative des Bundes zu kommen. Und die stellte er durchaus in Aussicht: "Wir liegen innerhalb der Fördervorgaben."

Schließlich segnete der Planungsausschuss das vorgestellte Konzept ab. Der positive Empfehlungsbeschluss an den Stadtrat, der nun das letzte Wort hat, fiel einstimmig aus.

Quelle: Passauer Neue Presse (pnp.de)

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